Eine Geburt ist immer etwas besonderes. Eine Frühgeburt noch einmal etwas Anderes.Willkommen in unserem ersten Teil unserer neuen Artikelreihe. Wir sprachen mit Sabrina, die vor sieben Wochen unerwartet ein Frühchen bekam. Ihre Erfahrungen waren, insbesondere was die Unterstützung und Information beim Stillen betrifft, nicht wirklich schön. Dies hört und sieht man leider noch viel zu oft. Umso bewundernswerter, wie Sabrina sich durchgekämpft hat und jetzt die Stillzeit mit ihrer Kleinen genießen kann. Du möchtest auch ein Teil dieser Reihe werden? Dann melde dich bei uns unter interview@fruehchen-portal.de
Hallo Sabrina! Wann kam dein Frühchen zur Welt und wie alt ist dein Frühchen heute?
Meine Tochter kam in der 34+5SSW zur Welt. Ich ahnte schon, dass sie eher kommen wird, aber so viel das war erstmal ein kleiner Schock. Heute ist sie bereits sieben Wochen auf der Welt.
Gab es in der Schwangerschaft bereits Probleme?
Ich war Risikoschwangere; der Blinddarm wurde entfernt, die Dopplerwerte waren nicht optimal, anfänglich Blutungen mit vier Wochen Bettruhe und zum Schluss dann Trichterbildung mit anschließender Lungenreifespritze. Mein Baby war allgemein zu klein und zart, was aber nicht schlimm ist, an mir ist auch nix 😉
Wie war die Geburt für dich? Welche Gefühle haben dich dabei begleitet? War es eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt?
Die Geburt ging sehr schnell, ich war zwei Stunden im Kreißsaal. Zuhause hatte ich aushaltbare Wehen. Ansonsten war die Geburt entspannt. Die Hebamme nahm mich in Empfang und sah schon, dass es gleich losgehen sollte. Ich war völlig unvorbereitet, denn mein Geburtsvorbereitungskurs sollte eigentlich am nächsten Tag beginnen. Die Hebamme hatte mir viel Angst genommen, sie erklärte mir alles und war sehr nett. Als ich dann mit pressen durfte, hatte ich Schamgefühle und tierischsten Drang zu schreien – was auch half 😀 Ich hatte mehr Angst vor der Geburt, als es dann eigentlich war. Was mich auch verunsichert hat war, als die Hebamme mit der Ärztin geflüstert hat, das war ja was für mich… Es war eine Spontangeburt mit Dammschnitt. Anschließend wurde ich in Narkose gelegt, da die Plazenta abgerissen ist.
Wann durftest du dein Frühchen zum ersten Mal sehen? Wie lief das ab? Wurde dir alles erklärt?
Richtig gesehen habe ich sie erst im Kreißsaal (11:04 Uhr) und dann gegen 15:00 Uhr auf der Neo. Es kam mir ewig vor bis ich zu ihr durfte. Dann war auch noch Schichtwechsel und wir bekamen eine schnippische Hebamme, die mir gleich zu verstehen gab ich wäre nicht die einzige, sie hätte noch vier andere…welche aber kein Frühchen hatten. Ich habe im Kreißsaal Druck gemacht, wir bekamen ein Rollstuhl und fuhren auf die Gyn. Dort guckte mich die Schwester an und fragte wo ich herkomme – sie war sehr erstaunt, dass wir alleine aus dem Kreißsaal kamen. Na gut, fix die Sachen ins Zimmer gelegt und rüber auf die Kinderstation gefahren.
Es war schrecklich sie im Inkubator zu sehen, an den Kabeln und dem Monitor. Kurz darauf kam eine Kinderärztin und erklärte mir was sie machen und wofür alles da ist. Es war trotzdem nicht schön. Ich hatte noch nicht einmal verarbeitet, dass es meine Tochter ist.
Gab es bei deinem Frühchen Komplikationen nach der Geburt/während der Zeit auf der Neonatologie?
Sie hatte Atemaussetzer, was bei Frühchen aber nicht ungewöhnlich sei. Das schlimmste war, dass wir gerade dabei waren als so etwas passierte. Aber die Ärztin war sofort da und kontrollierte. Sie bekam Glukoselösung durch die Vene, dann wurde der Puls kontrolliert und Wärme. Später kam dann noch die Gelbsucht dazu.
Konntest oder wolltest du stillen? Gab es eine Stillberaterin im Krankenhaus? Wurde dir alles erklärt?
Natürlich wollte ich stillen, dass ist schließlich das Beste für mein Kind. Allerdings haben sie sie mir im Kreißsaal nicht angelegt, was mich im Nachhinein sehr ärgert. Als ich dann mein Kind sehen durfte, haben wir auch angelegt. Ich habe aber gleich gesagt, dass es sicherlich schwierig wird da ich Hohlwarzen habe. Da hat die “nette” Schwester gleich ein Stillhütchen mitgebracht. Dann gab sie mir die Kleine und drückte sie immer wieder an die Brust, ohne Gefühl oder sonstigem. Jetzt würde ich ihr die Meinung dazu sagen, wie soll denn so ein kleines Wesen wissen was es zu tun hat.
Ich wusste es ja auch nicht – und dann noch in so einem Zimmer und Zustand.
Dann war die Neonatologie mit auf der Kinderstation, dass hieß die Schwester hatte eigentlich nie Zeit, weil immer etwas Anderes war. Stillen klappte noch nicht so gut, es war sehr anstrengend für sie und sie trank wenig und schlief ein. Ich pumpte alle vier Stunden Milch ab und schaffte sie auf die Kinderstation. Dazu muss ich sagen, mir wurde erst nach 20:00 Uhr kurz die Milchpumpe erklärt bzw. hingestellt.
Sie hat aber nicht alles getrunken, was den Schwestern von der Neo gar nicht gefiel… Durch die Gewichtsabnahme wurde dann der Milch noch etwas bei gegeben… Davon aß sie noch schlechter und begann zu spucken…Ich war fix und fertig. Mir glaubte aber keiner, dass es von dem Zeug kommt. Dann gab es eine ganz tolle Schwester sie wollte ihr eine Magensonde andrehen…
Deswegen habe ich dann beim Abschlusswiegen bisschen geschummelt ?
Es gab keine Stillberaterin, leider – denn jede Schwester ob auf der Gyn oder Neo hat mir etwas Anderes erzählt zum Thema Stillen. Ich war dann richtig fertig mit den Nerven, weil ich nach Bedarf Stillen wollte. Im Krankenhaus hatten sie aber den 4h Rhythmus. Ich wusste ja auch nicht wieviel ich abpumpen sollte. Im Endeffekt war alles sehr anstrengend, denn erst war ich anlegen 30 Minuten und dann musste ich noch abpumpen. Und ich musste eine ganze Woche hin und her laufen, da wir kein Familienzimmer bekommen haben.
Jetzt stille ich nach Bedarf und nicht nach 4h. Sie hat ordentlich zugenommen – auch ohne das Pulver. Ich stille mit und ohne Hütchen.
Wie entwickelt sich dein Frühchen? Habt ihr noch viele Arztbesuche?
Sie hat jetzt fast 1 kg zugenommen, sie trinkt fleißig und wächst. Wir haben nicht mehr Arztbesuche, als andere Kinder. Sie ist eigentlich zeitgemäß entwickelt kann man sagen und der Rest kommt von ganz allein. Ich bin froh das wir Heim durften und ich zu Hause eine tolle Hebamme habe.
Liebe Sabrina, wir danken dir für das Interview 🙂
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