Hallo Laura, bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor 🙂
Hallo, mein Name ist Laura, ich bin mit 25 Jahren schwanger geworden, nachdem wir es über 1 Jahr versucht hatten. Ich bin mit meinem Mann 8 Jahre zusammen und 4 Jahre verheiratet.
Wann kam dein Frühchen zur Welt und wie alt ist dein Frühchen heute?
Mein Frühchen kam in 26+4 SSW zur Welt, mit 490g, 29 cm Länge und einem Kopfumpfang von 21,5cm. Mein Sohn wird in zwei Wochen 2 Jahre.
Gab es in der Schwangerschaft bereits Probleme?
Der Anfang der Schwangerschaft war alles super und lief völlig normal, in der 20. Woche fiel auf einmal auf dass mein Sohn kleiner und leichter ist, wie es eigentlich üblich ist. Dann fingen viele Untersuchungen an, waren unter anderem zur Ferndiagnostik. Es konnte nichts festgestellt werden, ausser das die Versorgung nicht die beste war. Mit 26+0 wurde ich dann ins Krankenhaus eingewiesen, dort wurden CTGs gemacht, Blutdruck Kontrolle, Doppler und weitere Scans. Vier Tage später bekam ich plötzlich über Nacht eine Schwangerschaftsvergiftung. Es wurde Blut abgenommen und Urin Proben. Ich hatte Eiweiß im Blut und meine Leber- und Nierenwerte waren alles andere als schön. Nach dem alle Ergebnisse da waren, lag ich dann schon 2 Stunden später auf dem OP Tisch und bekam eine Spinal Anästhesie.
Wie war die Geburt für dich? Welche Gefühle haben dich dabei begleitet? War es eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt?
Die Geburt war die Hölle, noch nie in meinem Leben hatte ich solche Ängste, ich war kurz davor zu sterben und die Überlebenschancen für meinen Sohn sahen auch nicht sehr rosig aus. Bei mir wurde ein Kaiserschnitt gemacht, meine Gebärmutter wurde senkrecht aufgeschnitten, was bedeutet dass keine normale Geburt mehr möglich ist. Mein Mann sagte, er wird meinen Blick nirgendwo vergessen als ich auf dem OP Tisch lag, er sah nur Angst und eine leere Hülle. Ich habe vieles wirklich verdrängt, aber wenn ich daran denke stehen mir jetzt noch die Tränen den Augen.
Wann durftest du dein Frühchen zum ersten Mal sehen? Wie lief das ab? Wurde dir alles erklärt?
Am selben Tag durfte ich mein Kind noch sehen, mit dem Rollstuhl wurde ich auf Station gebracht. Ich hatte kaum Kraft und ihn dann dort zu sehen, brach mir das Herz. So klein, so dünn, so zerbrechlich. Ich bin in Tränen ausgebrochen und musste gehen, ich hielt es nicht aus. Am nächsten Tag ging ich wieder hoch, dort wurde mir erklärt welcher Schlauch für was zuständig ist. Das hat aber keine Rolle gespielt, weil ich nur am weinen war – ich konnte nicht aufhören, ich durfte ihn nicht anfassen, nur anschauen.
Gab es bei deinem Frühchen der 26+4 SSW Komplikationen nach der Geburt/während der Zeit auf der Neonatologie?
2 Tage nach Geburt wurde mein Kind in ein anderes Krankenhaus verlegt, das war die Hölle, schnell wurde ich hoch gebracht und mir wurde erklärt das sofort eine Not-Op gemacht werden muss. Beim abspülen vom Kindspech haben sie ein Loch in den Darm gemacht und der ganze Kot war in seinem Bauch. Die OP verlief zum Glück sehr gut, mein Mann war bei ihm im Krankenhaus, ich durfte nicht raus, erst 4 Tage später durfte ich das Krankenhaus auf eigene Gefahr verlassen. Wir sind sofort ins Krankenhaus Haus gefahren, sofort zu meinem Kind und ihn zu sehen brach mir erneut das Herz, ich weine gerade wieder. Er hatte jetzt einen künstlichen Darmausgang, überall Schläuche und Monitore, die Schwestern und Ärzte erklärten mir alles erneut, was aber auch nicht wichtig war. Er bekam Morphium, nicht wenig, damit er keine Schmerzen hat, Antibiotika wegen der Infektionsgefahr, er hing am Tropf durch den er alles mögliche an “ Nahrung“ bekam. Eiweiß, Kalorien und das alles. Er war intubiert und die Maschine hat ihn beatmet. Er hat es alles wirklich gut weggesteckt. Nach insgesamt 8 Tagen durfte ich das erste mal mit ihm kuscheln, dieses Gefühl is unbeschreiblich! Ich habe wieder geweint, aber diesmal vor Freude – ihn zu spüren, zu spüren wie er atmet und zu spüren wie er ruhiger wird, weil er weiß das Mama da ist. Wieder weine ich. Er hatte in der Neo Zeit vier schwere Infektionen, davon hätten drei tödlich ausgehen können. Unser Kleiner hat sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Er hatte noch drei weitere OPs, 2 mal an der Leiste, da er beidseitig Leistenbrüche hatte und nach vier langen Monaten wurde der Darm wieder zurückverlegt.
Konntest oder wolltest du stillen? Gab es eine Stillberaterin im Krankenhaus? Wurde dir alles erklärt?
Ich wollte so gerne stillen, aber es ging nicht. Er war viel zu klein, hatte keine Kraft um an meiner Brust zu saugen. Nach einem langen Kampf mit der Abpumpmaschine kam endlich Milch, die er so dringend gebraucht hat. Er war nicht einfach für mich. Ich habe kaum Milchdrüsen in der Brust. Es gab eine Stillberatung, aber die hat sich keine große Mühe gegeben mir zu helfen. Ich habe viel recherchiert im Internet was ich tun kann, wie ich mich zu ernähren habe und und und… Ich bin dann auf Tabletten gestoßen die mir sehr geholfen haben und dadurch habe ich es geschafft meinem kleinen Mann ein halbes Jahr Milch zu geben. Das ist so wertvoll, die Kleinen brauchen das!
Wie entwickelt sich dein Frühchen? Habt ihr noch viele Arztbesuche?
Mein Kleiner is ein richtiges Vorzeigekind, wir hatten insgesamt 12 x Physiotherapie, das wars. Er entwickelt sich soo toll. Eine Zeit lang kam eine Frau von der Frühförderung um zu kontrollieren wie er sich entwickelt und um Hilfestellung zu geben, obs wegen Arzt Terminen ist oder um zusätzliche Unterstützung zu bekommen. Das alles brauchten wir nicht. Wir haben nur unsere normalen Arzttermine und im Krankenhaus nehmen wir an einer Studie teil, dort sind wir ungefähr drei Mal im Jahr. Alle sind sehr stolz auf ihn. Besonders seine Eltern, die Zeit war verdammt schwer, ich war oft kurz davor zusammenzubrechen, aber ich habe weiter gemacht, auch wenn ich nur funktioniert habe.
Was würdest du frischgebackenen Frühchen Eltern raten?
Liebe Mamas und Papas von Frühchen: haltet zusammen, lasst euch von niemandem rein reden, macht euer Ding und gut ist. Hört nicht auf eure Familie, Freunde oder Bekannte, die haben alle keine Ahnung wie es ist ein Frühchen zu haben, sucht euch in Foren, im Internet, in Facebook Gleichgesinnte, mit denen könnt ihr euch austauschen und nehmt euch im Krankehaus Psychologische Unterstützung – das ist ein absoluter Ausnahmezustand, ihr braucht diese Hilfe auch wenn ihr es euch vielleicht nicht eingestehen wollt.
Liebe Laura, wir danken dir für das Interview und wünschen euch weiterhin alles Gute für die Zukunft <3
Du bist auch Mutter/Vater eines Frühchens und möchtest uns eure Geschichte erzählen? Dann melde dich unter interview@fruehchen-portal.de oder fülle einfach direkt hier unseren Fragebogen aus 🙂