Hernie
Allgemein: Eine Hernie bezeichnet einen Weichteilbruch.
Sie ist charakterisiert durch das Vorhandensein von:
*Bruchpforte (Muskel-Faszien-Lücke)
*Bruchsack (immer das Peritoneum= Bauchfell)
*Bruchinhalt (abdominelle Organe=Bauchorgane)
Hernienarten:
°Je nach Lokalisierung des Defektes werden die folgenden Hernien unterschieden.
°Außerdem unterscheidet man Äußere und Innere Hernien, wobei die meisten Brüche äußere Hernien sind. Die Bruchpforte befindet sich im Bereich der äußeren Bauchwand und ist sichtbar. Zu den inneren und seltenen Hernien gehören z.B. die Zwerchfellbrüche. Diese inneren Hernien sind von außen nicht sicht- und tastbar.
°Es gibt angeborene und erworbene Hernien. Fast alle Weichteilbrüche sind erworben. Dabei ist zu beachten, dass ein anlagebedingtes Nachgeben des Stützgewebes (Bindegewebsschwäche) als erheblicher Faktor anzusehen ist. Durch Pressen oder schweres Heben kann die Entwicklung einer Hernie lediglich begünstigt werden.
°Zudem werden Reponible/ Irreponible/ Inkarzerierte Hernien unterschieden.
Bei einer reponiblen Hernie (meist der Fall) ist der Bruchsack nur zeitweise mit Bruchinhalt gefüllt. Durch sanften Druck von außen kann die Vorwölbung weggedrückt werden oder verschwindet spontan.
Bei einer irreponiblen Hernie kann die Wölbung nicht zurüchgedrängt werden. Der Bruchinhalt ist zu voluminös geworden- im Vergleich zur Bruchpforte. Dies kann z.B. durch ödematöse Schwellung („Flüssigkeitsansammlung“) oder Füllung einer Darmschlinge mit Stuhl geschehen.
Wird allerdings der Bruchinhalt abgequetscht (eingeklemmt), da die Bruchpforte zu eng ist, kommt es zu Durchblutungsstörungen der sich in dem Bruchsack befindenden Organe. Dies ist ein bedrohlicher Befund, der als inkarzerierte Hernie bezeichnet wird. —-OP
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Nabelhernie
Nabelhernien treten im 1. Lebensjahr häufiger auf und bilden sich bis zum
12. Lebensmonat meist spontan zurück.
Sie sind angeboren oder auch erworben. Meist ist sie harmlos und wird in der Regel nicht operiert. Nur bei Einklemmung und älteren Patienten erfolgt ein operativer Bruchpfortenverschluß.
Entstehung: Bei einem Nabelbruch haben sich die Sehnenblätter der Bauchwand nicht ausreichend geschlossen, d.h. der Nabelring ist unvollständig verschlossen.
Symptome: *Vorwölbung eines Bruchsackes während des Schreiens oder Pressens
Therapie: Es gibt keine sinnvolle Therapie. Die früher angewandten Nabelpflaster oder Bruchbänder sind nutzlos.
Bei der Operation wird der Verschluß des Bauchfells und der Sehnenblätter hergestellt.
Leistenhernie
Die Leistenhernie ist der häufigste Weichteilbruch des Menschen.
Auch dieser kann angeboren oder erworben sein.
Dabei ist das männliche Geschlecht mit 10 :1 „bevorzugt“.
Wölbt sich der Bruchsack in das Skrotum (Hodensack) vor spricht man von einer Skrotalhernie.
Bei Frühgeborenen sind Leistenhernien oft zu beobachten.
Entstehung:
Allgemein: Der Hoden wandert gegen Ende der Schwangerschaft im Leistenkanal durch den Peritonealsack vom inneren zum äußeren Leistenring, in den Hodensack.
Danach verklebt der Bruchsack im Normalfall.
Ist dies allerdings nicht der Fall ist eine Einstülpung einer Darmschlinge in den Bruchsack nicht selten (indirekte Leistenhernie).
Therapie:
Im Normalfall wird eine Leistenhernie operativ versorgt.
In manchen Kliniken wird bereits ein laparoskopischer Verschluß (minimalinvasive Chirurgie) durchgeführt, was allerdings noch kein Standart ist.
Leistenbruchoperationen können in Lokalanästhesie vorgenommen werden, was allerdings bei Kindern nicht der Fall ist.
Nach einer OP können vereinzelt eine Hoden- oder Skrotalschwellung auftreten, die durch die Einengung der Bruchpforte entsteht. Im Normalfall reicht eine entsprechende Hochlagerung u Entlastung (evtl mit Kühlung) aus.
Da es ca 3 Monate dauert, bis der Bruchpfortenverschluß seine endgültige Festigkeit erreicht hat, soll in dieser Zeit keine schwere körperliche Arbeit verrichtet werden..
Nabelschnurhernie/ Bauchwandhernie
Bei der Nabelschnurhernie (Omphalozele) handelt es sich um einen Eingeweideprolaps des Neugeborenen, der nicht von Haut bedeckt ist. (deshalb kein „echter Bruch“) Das bedeutet, dass sich, durch eine Hemmungsfehlbildung der Bauchdecke, ein aus Nabelschnurhäuten bestehender Bruchsack außerhalb der Bauchwand befindet. Dieser ist mit Teilen des Dünn- und Dickdarms gefüllt, sowie oft Teilen der Leber. Am Ende des Bruchsacks befindet sich die Nabelschnur.
Meist wird diese Hernie bereits in der SS durch eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) entdeckt und zu einem Kaiserschnitt geraten.
Therapie:
Es wird immer eine schnellstmögliche plastische Deckung erfolgen, da die Gefahr der Ruptur (Zerreißung) besteht.
Nach der Geburt werden die Kinder zuerst vor Auskühlung und Schock bewahrt, da durch die Zele (Bruch) ein großer Wärmeverlust bestehen kann. Außerdem besteht durch die fehlende Bauchhaut große Infektionsgefahr. Deshalb wird die Omphalozele steril angefeuchtet und steril abgedeckt.
Um Zug auf die großen intraabdominellen (in der Bauchhöle befindlichen) Gefäße zu vermeiden, werden die Kinder in Seitenlagerung gebracht.
Durch das Legen einer offenen Magensonde ist die Gefahr der Ruptur minimiert. Durch das regelmäßige absaugen / aspirieren von Luft und Sekret, wird die Luftfüllung des Darma reduziert.
Bei der operativen Behandlung werden die Bauchorgane rückverlagert und die Bauchdecke verschlossen.
Zwerchfellhernie
angeborener oder erworbener Bruch mit Verlagerung von Bauchorganen in den Thorax (Brustraum) durch eine Zwerchfellücke. Dies ist eher selten, führt allerdings zur Verdrängung der Lunge und Herzverlagerung, was zu schweren Atemstörungen und Herz-Kreislauf-Insuffizienz führen kann; mit Symptomatik eines PFC-Syndroms.
Eine etwas häufiger vorkommende Zwerchfellhernie ist die Hiatushernie. Bei dieser gelangen Magenanteile durch die Zwerchfellücke in den Thorax.
Allgemein: das Zwerchfell hat eine physiologische Öffnung, durch die die Speiseröhre vom Brustkorb in die Bauchhöhle gelangt.
Eine Zwerchfellhernie ist der dringlichste Notfall in der Neugeborenenchirurgie
Entscheidend für die Prognose ist die Größe des Bruchs und die Reife der Lunge.
So ist die vollständige Entwicklung des Lungenflügels nicht gewährleistet, wenn bereits früh in der Embryonalentwicklung Bauchorgane in die Brusthöhle eintreten.
Beim ersten Schrei nach der Geburt füllen sich Magen, Dünn- und Dickdarm mit Luft, so dass die betroffene Seite komprimiert wird u das Herz abgedrängt.
Deshalb sollte ein Kind mit in der SS festgestellter Zwerchfellhernie in einem Perinatalzentrum geboren werden.
Symptome:
sofort nach der Geburt:
°blaß und zyanotisch
°dyspnoisch
°beeinträchtigtes Herz-Kreislaufsystem und Atmung
°relativ kleiner Bauch und großer Brustkorb
°keine Atemgeräusche auf der betroffenen Seite
°Verlagerung der Herztöne auf die rechte Seite
Therapie:
sofortiges Intubieren und Beatmen nach der Geburt ist wesentlich
Damit keine Luft in den Magen oder den Dünndarm gelangt, wird eine offene Magensonde gelegt, aus der regelmäßig oder auch kontinuierlich Luft aus dem Magen gesaugt wird.
Lagerung des Kindes auf die betroffene Seite, um de Atmung zu erleichtern.
Operative Versorgung, meist in den ersten 12 bis 24 Stunden, da häufig in dieser Zeit eine kurzweilige Stabilisierung des Zustandes gegeben ist. (Honeymoon-Periode) Bei der OP erfolgt ein Bauchschnitt, über den der Bruch, bzw die Lücke verschlossen wird. Der Darm und alle weiteren betroffenen Bauchorgane werden zurückverlegt. Auch die oft begleitend auftretende Lageanomalie des Darms muß korrigiert werden. In der Fetalentwicklung dreht sich der Darm normalerweise um 270 Grad nach rechts. Geschieht dies nicht oder nur unvollständig (durch den Bruch z.B.), kann es zu Darmverschlingungen kommen. Die Kinder werden auf der Intensivstation überwacht und sollten so wenig wie möglich belastet werden – minimal Handling.