Quelle: bvmed.de
Während der Schwangerschaft (intrauterin) unterscheidet sich der Kreislauf des Kindes in verschiedenen Punkten deutlich vom Kreislauf des Neugeborenen. Die Lungen sind noch nicht belüftet, es findet kein Gasaustausch statt. Deshalb muß das Blut über einen Kurzschluß an den Lungen vorbeigeleitet werden. Ein Großteil des Blutes gelangt direkt vom rechten in den linken Vorhof (Atrien) und umgeht so den Lungenkreislauf- über das Foramen ovale (Loch in der Vorhofscheidewand). Der Teil des Blutes, der durch die rechte Kammer (re.Ventrikel) in die Lungenarterie (A. pulmonalis) gelangt, fließt über einen weiteren Kurzschluß, dem Ductus arteriosus zur Aorta und umgeht ebenfalls den Lungenkreislauf.
Das noch sauerstoffarme Blut wird über die Nabelarterien (Aa. umbilicalis) zur Plazenta (Mutterkuchen) geleitet, wo der nötige Gasaustausch stattfindet. Die Nabelvene (V. umbilicalis) führt das arterialisierte Blut zurück zum kindlichen Organismus. Nach der Geburt entfalten sich die Lungen und der Lungenkreislauf entsteht durch die stark erhöhte Durchblutung. Gleichzeitig verschließen sich normalerweise das Foramen ovale und auch der Ductus arteriosus durch die veränderten Druckverhältnisse (ansteigender Sauerstoffpartialdruck). Damit ist die Umstellung auf die beiden hintereinandergeschalteten Kreisläufe abgeschlossen.
Bei einem „Persistirenden Ductus arteriosus“ (PDA) bleibt der Verschluß des Ductus Botalli auch nach den ersten Lebenstagen aus. Meist manifestiert sich ein PDA zwischen dem 3. und 5. Lebenstag, da nun ein Druckunterschied zwischen Körper- und Lungenschlagader besteht.
Da der Gefäßwiderstand der Aorta größer ist als der der Lungenarterie kommt es zu einem Links-rechts-Shunt, das heißt, das Blut fließt von der Aorta in die Pulmonalarterie. Dadurch kommt es zu einer Überlastung der Lungengefäße, einer Mehrarbeit des Herzens und einer Unterversorgung der übrigen Organe mit Blut.
Steigt der Lungengefäßwiderstand kurzfristig an, kommt es zur Umkehr der Flußrichtung des Blutes im Ductus. So fließt das Blut nicht zur Sauerstoffaufnahme durch die Lunge, sondern direkt in den Körperkreislauf (Rechts-links-Shunt). Es kommt zur Zyanose (Blaufärbung der Haut infolge von Sauerstoffmangel) Sinkt der Druck im Lungenkreislauf wieder, wird das Kind schlagartig rosig, da sich die Flußrichtung erneut ändert. Der PDA stellt das häufigste kardiovaskuläre (Herz und Gefäße betreffend) Problem bei Frühgeborenen dar. Durch die Lungenüberflutung verschlechtert sich die Beatmungssitustion. Es kommt zu plötzlichen, großen Schwankungen der Sauerstoffsättigung. Außerdem kommt es durch die Minderversorgung der Organe mit arteriellem (sauerstoffreichem) Blut zu verschlechterten Organfunktionen (Nieren und Magen-Darm-Trakt).
Zur Diagnose hört der Arzt das Kind mit dem Stethoskop ab, wobei während des Herzschlages „Maschinengeräusche“ zu hören sind. Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, wird eine Röntgen-Thorax-Aufnahme, eine Echokardiographie (Herzultraschall) und ein direkter Shuntnachweis (Kurzschluß) durch Dopplertechnik ( Strömungsgeschwindigkeitsmessung in Gefäßen u Herz) gemacht.
Die Therapie gliedert sich in drei Stufen, wobei jeweils individuell entschieden werden muß.
Ein PDA ohne große Symptome wird in der Regel nicht behandelt.
Die Komplikationen eines PDA ist die Gefahr einer Retinopathie durch die massiven Sauerstoffschwankungen sowie das Entstehen einer NEC durch die Unterversorgung des Magen-Darm-Traktes mit Blut.
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Da die Gefahr der Entstehung einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut, meist der Herzklappen) und Eisenmenger-Reaktion besteht, sollte ein offener Ductus arteriosus spätestens mit dem ersten Lebensjahr verschlossen werden.
Bei der Eisenmenger-Reaktion kommt es durch einen vorerst existierenden links-rechts-Shunt (das Blut fließt zur rechten Herzkammer) zu einer rechts-Herz-Hypertrophie (das Herz muß mehr arbeiten, die Wand -Muskelschicht- verdickt sich). Die Durchblutung im Kreislauf ist herabgesetzt, in der Lunge zu hoch. Durch diesen übermäßigen Druck in den Lungen kommt es zum Umbau der Lungengefäße (pulmonale Hypertonie). Da hierdurch mehr Kraft/ Druck benötigt wird, steigt der Druck auf der rechten Herzseite bis er höher ist als auf der linken Herzseite. Der Shunt wandelt sich in einen Rechts-Links-Shunt um. Diesen Vorgang nennt man Eisenmenger-Reaktion. Hiermit gelangt überwiegend sauerstoffarmes Blut in den Körperkreislauf, es kommt zur Zyanose und Unterversorgung der Organe, des Gehirns. Es ist keine Therapie mehr möglich!
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