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Fetalchirurgie – OP im Mutterleib

Hoffnung für ungeborene Babys

Fetalchirurgie
Wenn das Ungeborene bereits auf den Operationstisch muss
Synonyme: Therapie in Utero, OP am Ungeborenen während der Schwangerschaft

Fetalchirurgie – ein Hoffnungsträger für werdende Eltern. Dieses Verfahren, bekannt auch unter dem Begriff “ Fötalchirurgie “ gilt als potentiell Lebensrettend oder kann auch die nachgeburtliche Lebensqualität deutlich verbessern. Ebenso hat sie das Potential, nachgeburtlich auftretende Schädigungen deutlich zu verringern oder zu verhindern.

Bei Erkrankungen oder Behinderungen gibt es grundsätzlich diverse Möglichkeiten diese nicht nur Pränatal festzustellen sondern auch zu behandeln. Angefangen bei der Wahl der richtigen Klinik über eine kleine Injektion bis hin zur vorgeburtlichen Operation.

Was aber wenn es schwere, evtl. sogar tödliche Erkrankungen sind?

Viele Eltern und auch Ärzte wissen nicht, dass es diese Möglichkeit, die sogenannte Fötalchirurgie (auch Fetalchirurgie oder vorgeburtliche Operation genannt) inzwischen überhaupt gibt. Das hat in erster Linie den Grund, das OPs dieser Art teils noch als „in Erprobung befindliche Behandlungsverfahren“ gelten. Um diese OP durchführen zu können ist es nötig, dass nicht nur Situationsbedingt und unter genauester Berücksichtigung des Krankheitsbildes abgewogen und entschieden wird, sondern auch eine Genehmigung der Ethik-Komission vorliegen muss.

Dieses Verfahren ist ein notwendiger Standard, wie er auch bei sämtlichen anderen neuartigen Behandlungsmethoden (wie beispielsweise Organtransplantationen, komplizierte erste Eingriffe am Herzen) durchgeführt werden musste. So ist es mittlerweile grundsätzlich möglich, verschiedenste Fehlbildungen wie Beispielsweise Spina Bifida („offener Rücken“), Kehlkopf -und Luftröhrenverschlüsse, Zwerchfellhernien und einiges mehr schon vor der Geburt zu behandeln. Dies ist im Grunde schon seit vielen Jahren der Fall, ursprünglich eingeführt in Amerika. Hier begannen die Mediziner, Föten im Mutterleib zu behandeln/operieren, indem sie den Bauch der Schwangeren öffneten und so die OP durchführen konnten. Prof. Dr. Thomas Kohl entwickelte eine schonendere Methode; hier werden drei kleine Röhrchen („Trokare“) in den Bauch der Schwangeren eingeführt, Bauch und Fruchtblase müssen nicht mehr geöffnet werden.

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Was wird denn operiert und was bringt es?

Beispiel Spina Bifida / „Offener Rücken“
Bei einer Spina Bifida, dem offenen Rücken, kann Fruchtwasser in der Schwangerschaft ungehindert an das Rückenmark und die Organe, sodass sie schwere Schädigungen nach sich ziehen können. Die Folge sind meist Lähmungserscheinungen und Empfindungstörungen im Bereich der unteren Extremitäten sowie Störungen der Entleerungsfunktion von Blase und Darm. Bei der vorgeburtlichen OP wird ein „Flicken“ auf die offene Stelle gesetzt, sodass das Rückenmark vor dem Fruchtwasser geschützt ist. Durch Verwendung eines nun neuen Flickenmaterials erscheint inzwischen bereits ein vollständiger Verschluss der Spina bifida durch die fetoskopische Methode erreichbar.

Beispiel Kehlkopfverschluß (Larynxatresie)

Kehlkopfverschlüsse, die dazu führen dass das Kind nicht atmen kann sind unbehandelt fast ausnahmlos tödlich. Während der Schwangerschaft bildet sich in der Lunge des Kindes Flüssigkeit, die durch den verschlossenen Kehlkopf nicht abfließen kann. Dadurch werden die Lungen größer und drücken auf das Herz, hindern es somit am Wachstum und im schlimmsten Fall schlägt es irgendwann nicht mehr. Hier kann der Kehlkopf vorgeburtlich eröffnet werden, um den „Stau“ in den Lungen zu lösen. Unter der Geburt kann dann eine Tracheotomie durchgeführt werden so dass das Kind atmen bzw. beatmet werden kann.

Methode und Risiken

Mittlerweile gibt es eine schonendere Methode, bei der nicht mehr der Bauch geöffnet werden muss, sondern lediglich drei kleine Röhrchen (Trokare oder Fetoskop genannt), durch den die OP-Instrumente geschoben werden können, Zugang zum Kind verschaffen. Ein wichtiger Schritt der langfristig dazu führt dass das Frühgeburtenrisiko immer mehr eingedämmt werden kann. Schon heute schaffen es die Kinder im Durchschnitt bis zur 34. Schwangerschaftswoche. Keinesfalls verwechseln sollte man diese Möglichkeit mit einer Art „Wunderheilung“, vielmehr ist es als eine Chance, eine Möglichkeit zu sehen. Eine Möglichkeit bei sehr schweren Erkrankungen die Lebensqualität deutlich zu verbessern oder gar das Leben des Kindes zu retten. Aufgrund der Art der Durchführung dieser Operationen bewegt sich die Zahl der Komplikationen (wie z.b. Infektion, Blasensprung) in einem ähnlichen Bereich wie die der Fruchtwasseruntersuchung.

Ausführliche Informationen zur Fetalchirurgie / zu vorgeburtlichen Behandlungen findest Du hier

DZFT

Vorgeburtlich behandelbare Erkrankungen / Fehlbildungen

Zwillingserkrankungen

Herzerkrankungen

  • Steißbeinteratome mit Herzversagen
  • Herzrasen mit Herzversagen
  • Verengungen des fetalen Aortenbogens
  • Unterentwicklung der linken Herzkammer
  • Verengungen / Verschluss der fetalen Aorten- und Pulmonalklappe
  • Verengungen / Verschluss des Foramen ovale
  • Fallot-Tetralogie

Außerdem

  • Hydrothorax
  • Zwerchfellhernie
  • Offener Rücken / Spina bifida aperta
  • Posteriore Urethralklappen (Harnabflussstörungen)
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Amnionband-Syndrom
  • Kehlkopf- und Luftröhrenverschlüsse

Ausführliche Informationen des gesamten Spektrums im DZFT

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