...wenn das Kind die Welt auf seine eigene Weise wahrnimmt
Man weiß nie, was man bekommt. Dieser Satz bestätigt sich bei jedem Kind auf ein Neues. Frischgebackene Eltern fiebern auf das Geschlecht, die Augenfarbe oder den Charakter ihres Nachwuchses hin. Doch die Frage nach der Art der Wahrnehmung des Kindes stellt sich erst ein, wenn diese von der Norm abweicht.
Was ist Autismus?
Während man den Großteil der Menschen hinsichtlich ihrer sozialen Kompetenzen und Wahrnehmungen als „neurotypisch“ bezeichnet, bringt die Neurodiversität noch eine Reihe an anderen Ausprägungen hervor. Menschen mit ADHS oder Legasthenie gehören hierzu. Und auch Autismus ist eine mögliche Form, wie ein menschliches Gehirn seine Umgebung wahrnimmt.
Vielen ist der Begriff „Autismus-Spektrum“ geläufig. Dieser wurde eingeführt, da es keine einheitliche Beschreibung gibt, die auf alle Autisten zutrifft. Wo ein Autist Probleme hat, liegt für einen anderen die Stärke – und umgekehrt! Was aber alle Autisten verbindet sind Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen in einem neurotypischen Umfeld. Dazu gehören fehlender Augenkontakt, wortwörtliches Verständnis oder Schwierigkeiten, sich in die Sichtweise anderer Menschen hineinzuversetzen.
Das klischeehafte Bild aus Film und Fernsehen, das Autisten als in sich verschlossene, nicht ansprechbare Personen zeigt, hat mit der Realität nichts zu tun. Autisten können genauso fröhliche, kommunikative und soziale Menschen sein wie andere auch.
Ursachen für Autismus
Seit der Einführung des Begriffs „Autismus“ wurden vielerlei Studien und Mutmaßungen angestellt, worin die Ursachen dafür zu finden sind. So sollen diverse Umwelteinflüsse, insbesondere Impfungen für autistische Kinder verantwortlich sein. Es wurde auch diskutiert, ob Vernachlässigung durch besonders kühle Mütter eine Rolle spielt. All das ist natürlich Quatsch und stammt aus einer Zeit, als Autismus als eine negative Ausprägung des menschlichen Bewusstseins empfunden wurde.
Mittlerweile ist das Bild des Autismus ein positiveres. Autisten sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten in die Gesellschaft integriert und es kristallisierte sich der wahre Grund für die Entwicklung eines autistischen Kindes heraus. Denn es scheint einzig und allein eine genetische Komponente für Autismus verantwortlich zu sein. Damit ist auch klar, warum autistische Eltern oft wiederum autistische Kinder bekommen. Außerdem kommen Autismus und ADHS oft in denselben Familien vor.
Früher galt Autismus als typisch männliches Problem. Die heutige Lehrmeinung geht aber von etwa gleich vielen autistischen Mädchen wie Jungen aus. Dennoch sind bis heute autistische Mädchen und Frauen unterdiagnostiziert.
Besonderheit Asperger-Syndrom
Während frühkindliche Autisten in der Regel eine verzögerte Entwicklung aufweisen, geht bei Asperger Kindern alles ein bisschen schneller. Sie beginnen schon früh zu sprechen und erstaunen dann mit einem bemerkenswerten Vokabular, weswegen sie im englischsprachigen Raum als „little professor“ bezeichnet werden. So mancher Asperger-Autist bringt sich schon vor dem Eintritt in die Schule selber das Lesen und Schreiben bei.
Aufgrund dieser Beschleunigung werden gerade Asperger-Autisten gerne übersehen bzw. nicht diagnostiziert. Sie gelten ja ohnehin als intelligent, was will man da mehr? Aber man darf nicht vergessen, dass diese Kinder in ganz anderen Bereichen Schwierigkeiten haben, in denen sie Unterstützung brauchen.
Woran erkennt man ein autistisches Kind?
Eltern merken meist schon früh, dass sich ihr Kind ein wenig anders entwickelt als Altersgenossen. Schon als Babys vermeiden autistische Kinder den Augenkontakt bzw. reagieren gar nicht oder verzögert auf die Mimik der Eltern. Viele autistische Babys wollen nicht einmal von der eigenen Mutter länger gehalten werden, da sie engen Körperkontakt schon früh scheuen.
Spätere Anzeichen sind das Anordnen von Spielsachen oder anderen Gegenständen und die Tatsache, dass sich das Kind lange Zeit völlig alleine beschäftigen kann und dabei konzentriert bei der Sache ist. Aufgrund der schnelleren Entwicklung halten sich Asperger Kinder lieber an Erwachsene als an Altersgenossen, da sie sich intellektuell mit ihnen ebenbürtig sehen.
So früh wie möglich Förderung
Wird ein autistisches Kind in seiner Entwicklung gehemmt, dann meistens durch ein verständnisloses Umfeld. Darum ist es wichtig, früh mit der Förderung zu beginnen. Während viele autistische Kinder Hilfe bei alltäglichen Dingen brauchen, gelten insbesondere Menschen mit Asperger-Syndrom oftmals als hochbegabt. Ein solches Kind sollte daher in seinen Interessen und Stärken gefördert aber auch gefordert werden. So manches Asperger Kind langweilt sich in der Schule und stört dann gerne einmal den Unterricht. Wird es aber in seiner Wissbegierde gefördert, zeigt es sich oftmals als dankbar und pflegeleicht. Aber auch hier kann der Schein durchaus trügen! Ein Asperger-Autist vertieft sich schon mal in die kompliziertesten physikalischen Theorien oder spricht mehrere Fremdsprachen fließend, hat aber Probleme damit, Telefonate zu führen oder Freunde für sich zu gewinnen.
Besonders auf der sozialen Ebene ist es daher wichtig, solchen Kindern unter die Arme zu greifen. Einfach die Kinder aus der Nachbarschaft zu einer Geburtstagsparty einladen geht da meistens schief. Am besten funktionieren Clubs oder Vereine, die dem Interesse des Kindes entsprechen, sei dies nun ein Sportverein, ein Chor oder ein Lesezirkel. Autisten freunden sich nämlich am einfachsten über ein gemeinsames Hobby an.