Taufe: Hintergrund, Gebräuche und Nottaufe

von Gastautor Marius Beilhammer

Eltern, die ein Kind taufen lassen möchten, fragen sich im Vorfeld nach dem richtigen Zeitpunkt, der Durchführung, der richtigen Taufperson nach Kirchenrecht und der Auswahl von Taufpaten, Taufspruch und Taufkerze. In kritischen Fällen kann es um die Nottaufe gehen, welche die Kirche Personen in Lebensgefahr gewährt.

Kindestaufe: Welcher Zeitpunkt ist angemessen?

Für die genaue Zeit einer Taufe gibt es keine Vorgaben. Üblich ist der Zeitraum zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat, aber auch jeder spätere Zeitpunkt ist möglich. Erwachsene können sich ebenfalls taufen lassen. Kleine Täuflinge zeigen zwar wenig Verständnis für den Vorgang: Sie sollen während des Gottesdienstes still auf einem Platz sitzen, dann müssen sie sich mit Wasser besprengen lassen. Das löst in vielen Fällen den Unmut der Babys aus, weshalb manche Eltern warten, bis ihr Kind sich etwas kooperativer verhält.

Diese Erwägungen sind nicht der einzige Grund, warum Eltern eine Taufe manchmal verschieben – sogar bis ins Vorschulalter und noch später. Es müssen nämlich auch passende Taufpaten gefunden werden, manchmal kommt ein Umzug dazwischen, die Eltern sind sich selbst nicht ganz im Klaren über die Durchführung, auch bedarf die Feier einer Terminierung. Was alles so zu erledigen ist, kann man anhand dieser Checkliste gut sehen. Mütter sind nach der Geburt oft lange erschöpft, niemand möchte sofort eine große Familienfeier organisieren. All das können Gründe für eine spätere Taufe sein, die aus Sicht des Kirchenrechts kein Problem ist. Auch größere Kinder und Jugendliche werden gelegentlich getauft.

Hintergrund der Taufe

Die Taufe gibt es als christlichen Ritus seit dem Erscheinen von Jesus Christus, doch das Ritual ist älter. Im Laufe der letzten 2.000 Jahre vollzog die Taufe einen Bedeutungswandel und wird heute verschieden interpretiert: In vielen Kirchen ist sie ein Eingliederungszeremoniell, manchmal dient sie auch als öffentliches Glaubensbekenntnis. Vollzogen wird sie durch Eintauchen in Wasser oder (häufiger, vor allem bei Kleinstkindern) durch Beträufeln mit Wasser. Im christlichen Verständnis kann die Taufe die Reinigung von der Erbsünde beinhalten, doch auch eine „Neugeburt zur Gotteskindschaft“ kann damit ritualisiert werden.

Viele Kirchen fassen die Bedeutung aber nicht so eng, überwiegend soll ein neuer Erdenbürger in den Kreis der christlichen Gemeinschaft aufgenommen werden. Die Taufpraxis unterscheidet sich ebenfalls, in einigen christlichen Kirchengemeinschaften werden nur Gläubige getauft, doch überwiegend ist die Kindertaufe üblich. Das Wort leitet sich von griechischen Vorgängerritualen ab, die seit Platon belegt sind (viertes vorchristliches Jahrhundert), es bedeutet ein- oder untertauchen. Auch vor dem Entstehen der christlichen Religion wurden Menschen zum Zwecke der Reinigung untergetaucht. Im Neuen Testament wird als erste Taufe die durch Johannes den Täufer erwähnt, der Jesus Christus auf dessen Bitte hin taufte. Später vollzog Johannes das Ritual an weiteren Jüngern und Aposteln. Jesus beauftragte seine Jünger mit der Taufe, er selbst taufte aber niemanden. Schon seit der Urzeit der Christen – seit Johannes dem Täufer – verknüpft sich eine Taufe mit dem Empfang des Heiligen Geistes. Der Apostel Paulus lehrte, dass die Taufe den Menschen über die Schwelle zwischen einem früheren Sein in Sünde und seinem neuen Sein in Christus trägt.

Zum Verständnis dieser Lehre trägt das Wissen bei, dass die Urchristen vorwiegend Erwachsene tauften, die sich anschließend zum christlichen Glauben bekannten. Diese Auffassung ist in der modernen Erwachsenentaufe erhalten geblieben, auf die Kindertaufe – zumal von unschuldigen Babys in ihren ersten Lebensmonaten – lässt sie sich praktisch nicht übertragen. Diese werden einfach in die christliche Menschengemeinschaft aufgenommen. Johannes der Täufer war ein Essener, also ein Mitglied jener jüdischen Gemeinde, die mit ihrer mönchischen Lebensweise auf den Messias warteten. Ihnen diente die Reinwaschung als Buße, auf diese Weise trafen Johannes und Jesus aufeinander. Biblische Bilder der Taufe sind die Taube, die den Heiligen Geist verkörpert, sowie das Taufen auf Vater, Sohn und Heiligen Geist. Wenn moderne Menschen ein Kind taufen lassen, machen sie aus einem Geschöpf Gottes das Kind Gottes, der sich fortan zu ihm bekennt und es für immer begleitet.

Wer darf taufen lassen (Konfession der Eltern)

Die Eltern müssen selbst einer Konfession angehören, aber nicht notwendigerweise derselben. Taufen werden durch die evangelische und römisch-katholische Kirche wechselseitig anerkannt. Jedoch müssen die Eltern im Zuge dieses Vorgangs entscheiden, welcher Konfession das Kind einmal angehören soll – in dieser wird es getauft. Auch wenn nur ein Elternteil der Kirche angehört, ist natürlich die Taufe des Kindes möglich. Das ist allerdings die Konstellation, in der sich manchmal die Eltern nicht so schnell einig werden, was zu einem Verschieben der Taufe führt – oft auf Jahre. Zu empfehlen ist in so einem Fall ein Beratungsgespräch beim Pfarrer.

Es gibt sogar den Extremfall, dass beide Elternteile nicht (mehr) der Kirche angehören, aber ihr Kind taufen lassen möchten. Sie können daraufhin den (Wieder-)Eintritt in die Kirche beantragen, ein Gespräch mit dem Pfarrer ihrer Gemeinde ist unabdingbar. Die Kirche wird sich in den seltensten Fällen dem Wunsch nach einer Taufe versperren, wenn er aus echtem Glauben und Bedürfnis resultiert. In einigen Fällen entsteht dieses Bedürfnis, weil das Kind in Gefahr ist – beispielsweise als Frühchen. Viele Menschen wissen nicht, dass das Kirchenrecht auch eine Nottaufe ermöglicht, die unter besonderen Umständen in jedem Fall durchgeführt werden kann.

Die Nottaufe

Den Wunsch nach einer Nottaufe äußern Menschen in Lebensgefahr oder ihre Angehörigen. Wann ist diese Nottaufe möglich, und wer darf sie spenden? Hierauf gibt das Kirchenrecht Antworten. Im Katechismus der Katholischen Kirche etwa heißt es eindeutig: “Im entsprechenden Notfall darf jeder Mensch taufen – nach christlichen Gepflogenheiten und mit wahren Absichten.

Die Taufperson träufelt Wasser über den Täufling und tauft ihn im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes.” Ordentliche Taufpersonen sind zwar nach CIC (Kirchenrecht) nur Bischöfe, Priester und Diakone (Can 867, §1). Wegen der Bedeutung der Taufe hebt die Kirche aber in Notfällen alle Hindernisse auf, sodass jede Person – sogar eine ungetaufte (“jeder Mensch”) – als Taufperson fungieren kann. Es dürfen Kinder und auch Erwachsene in Todesgefahr getauft werden. Letztere sollten über eine gewisse Kenntnis grundlegender Glaubenswahrheiten verfügen und ihren Willen bekunden, dass sie die Taufe empfangen möchten und sich anschließend an die christlichen Gebote halten werden (Can 865, §2). Kinder in Todesgefahr sind “unverzüglich zu taufen” (Can 867, §2). Tote werden nicht getauft, doch bei einer Frühgeburt ist das Leben manchmal nicht unmittelbar festzustellen. Zum Zweck der Taufe wird das Kind daher bedingungshalber mit den Worten “wenn du lebst …” getauft. Anschließend erhält das zuständige Pfarramt Kenntnis von der Taufe und vermerkt sie im Taufregister. Wenn der Täufling überlebt, ist seine Taufe im Gottesdienst zu bestätigen, jedoch nicht zu wiederholen, da eine Taufe nur einmalig erfolgen kann. Im entsprechenden Gottesdienst kann aber das übrige, während der Nottaufe unterbliebene Ritual nachgeholt werden.

Gastautor

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